Sebastian Castillo Pinto liefert einen der widerlichsten Tracks 2016
Butter bei die Fische! Es braucht nicht noch einen Artikel, der darüber debattiert und philosophiert wer im Fall der Vergewaltigung von Gina-Lisa Lohfink recht oder unrecht hat. Dafür ist auf rechtlicher Ebene die Justiz in Deutschland zuständig und eben diese hat bereits entschieden. Dass der Fall Gina-Lisa und das Verhalten der darin verwickelten Personen und Medien Bände über den moralischen Zustand dieser Gesellschaft spricht, ist ebenfalls ausreichend diskutiert worden.
Die Kapitalisierung dieser moralischen Verrohung, die trotz der Entscheidung des Richters nach wie vor eine Menge darüber aussagt, wie wir Frauen in Deutschland im 21. Jahrhundert betrachten, stellt jedoch ein Problem dar, dessen Diskurs in den Medien und der Politik immer noch seinen berechtigten und notwendigen Platz sucht.
Während bei Songs von Bushido und Co. die Feuilleton- und Boulevard-Medien sofort Alarm schlagen und die Text-Provokation der Rapper (zum Teil auch zu Recht) als menschenverachtend, gewaltverherrlichend oder einfach beleidigend darstellen, scheint es beim Fall Gina-Lisa keine Tabus zu geben. Schließlich wurde ja juristisch entschieden, dass sie "gelogen" hat, warum also nicht den Geldgeiern freie Laufbahn geben, um das Thema "Vergewaltigung" kommerziell auszuschlachten.
Genau das passiert jetzt. Sebastian Castillo Pinto, der von Gina-Lisa Lohfink wegen Vergewaltigung angeklagt und letztendlich freigesprochen wurde, postete letzte Woche zum Geburtstag der Klägerin ein Rap-Video mit den Worten: "Außerdem möchte ich die Gelegenheit nutzen, mich auch einmal bei Dir zu bedanken: Deine Phantasie, Deine Beharrlichkeit und Dein Mut haben mich sehr inspiriert. Daher habe ich auch ein kleines Geburtstagsgeschenk für Dich vorbereitet! Ich hoffe, es gefällt Dir!". (den gesamten Post findet ihr hier)
Neben dem verhöhnenden Facebook-Post sorgen Zeilen wie „Paris Hilton kriegt 'nen Korb/Gina Lisa durfte ran" und "die wollte das ja" für den ausreichenden Ekelfaktor bei diesem musikalischen Abfall. Zumindest macht Pinto keinen Hehl daraus, dass er aus der Sache Profit schlagen will. Das peinliche und billig dargestellte Posen vor dem Benz und diverse leichtbekleidete Frauen, passen zur Lebenseinstellung des Berliner Z-Promis.
Die Frage stellt sich also, ob Pinto selbst oder die Kommentare der Konsumenten seines Schaffens in den sozialen Medien schlimmer sind. So äußert sich ein Großteil seiner Fans zu dem Video mit Aussagen wie "das is gute Laune music" oder "Richtig so. Lass dir nichts gefallen. Jeder tut das was ihm Spaß macht".
Egal inwiefern die intimen Videoaufnahmen von Gina-Lisa Lohfink und den zwei Angeklagten nun einvernehmlich oder nicht entstanden und publiziert worden sind, so ist die Thematik "Vergewaltigung" aus all dem nicht wegzudenken und jegliche Kommerzialisierung auf dieser Grundlage ein Schlag ins Gesicht von tausenden Vergewaltigungsopfern pro Jahr in Deutschland. Dass sich Sebastian Castillo Pinto nicht besser zu Helfen weiß, zeigte bereits sein Verhalten während des gesamten Verfahrens.
Dass viele Leute diesen moralischen Abfall von Musik jedoch für gut heißen, ist nicht nachvollziehbar und auch nicht akzeptabel. Pinto wurde freigesprochen, keine Frage. Sich mit Vorwürfen der vermeintlichen Vergewaltigung eine goldene Nase zu verdienen, bleibt dennoch ekelhaft. Gleiches gilt übrigens auch für die Promo, welche Gina-Lisa Lohfink noch während des Verfahrens für ihr eigenes Album machte.